Berge und Kobolde – Das Sommerlager der Juffi-Stufe

Samstag, 22. Juli, 23 Uhr. Es geht los! Zwölf Juffis treffen sich mit ihren Leitern am Essener Hauptbahnhof. Schweiz ist jetzt angesagt, genauer gesagt: der internationale Pfadfinderzeltplatz Kandersteg im Kanton Bern. Die Rover hatten uns schon davon vorgeschwärmt. Aber zunächst stehen noch elf Stunden Zugfahrt vor uns. Mit dem ICE geht es über Köln-Frankfurt-Karlsruhe bis nach Basel, von dort dann mit der SBB weiter. An Schlaf ist kaum zu denken und so kommen wir ziemlich geschafft am Bahnhof in Kandersteg an.

Der erste Eindruck ist schon ziemlich überwältigend für uns, die wir quasi vom platten Land kommen: Berge ringsherum, ein relativ enges Tal, steile Felswände! Nach einem längeren Fußmarsch sind wir dann endlich am Zeltplatz, wo wir Thommy und Christian vorfinden, die mit dem Auto gefahren sind. Dass es hier international zugeht, ist sofort klar. Die vielen Flaggen am Haus lassen schon ahnen, wie viele verschiedene Länder hier vertreten sind. Jetzt heißt es aber erstmal arbeiten: Material ausladen, Zelte aufbauen usw. Das reicht dann auch schon für den ersten Tag. Wir haben noch viel vor!
Die Woche beginnt damit, dass wir uns mit Hunderten von Pfadfindern aus allen möglichen Ländern zum Fahnenaufzug treffen: Dänen, Österreicher, Amerikaner, Schweden, Spanier, Italiener, Engländer, Schotten, Iren… Und dann sind da natürlich auch noch die ‚Pinkies’, also diejenigen, die dort arbeiten und dafür sorgen, dass alles läuft. Sie kommen auch von überall her, und damit die Kommunikation funktioniert ist Englisch die „Verkehrssprache“ auf dem Zeltplatz.
Auf unserem Programm steht zunächst eine Ortserkundung. Das Dorf ist ziemlich klein, hat einige Geschäfte, v.a. solche, die Touristen so brauchen. Einige von uns entdecken sogar einen Minigolfplatz, der sofort ausprobiert wird. Den Rest des Tages nutzen wir dann, um den riesigen Zeltplatz und seine Bewohner zu erkunden.
Da wir in die Berge gefahren sind, möchten wir natürlich nicht nur unten im Tal bleiben. Es geht hinauf zum Oeschinensee, also von 1176 m auf 1522 m. Das war schon nicht so einfach für uns. Aber der See entschädigt für die Mühe. Er ist total blau und man kann darin schwimmen. Leider fängt es dann an zu regnen, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als den Rückweg anzutreten. Der Abend sollte aber noch sehr aufregend werden. Es kommt noch ein wolkenbruchartiger Regen, der unglaubliche Mengen Wasser auf unserem Lagerplatz hinterlässt. Wegen des felsigen Bodens bleiben diese auch dort, und zwar ’ne ganze Weile. Überschwemmung! Alle packen mit an, um Schlafsäcke und Gepäck ins Trockene zu bringen. Letztlich standen aber nur das Küchenzelt und das Leiterzelt unter Wasser. Die neuen vorübergehenden Schlafplätze waren also Paletten im Küchenzelt und die Jurtenkiste im Hänger. Ach ja, und ein Schlafsack hatte es auch nicht geschafft, trocken zu bleiben, weshalb Lena und Kathrin sich eine ganze lange Nacht einen teilen mussten. Da erlebt man was! Am nächsten Morgen steht immer noch das Wasser im Küchenzelt.

Da wir nun mal schon in den Bergen sind, wollen auch zumindest einen Gipfel erklimmen, und zwar den First. Die ersten paar Hundert Meter fahren wir mit der Kabinenseilbahn zur Allmenalp, also von 1180 m auf 1725 m. Wir wollen ja am gleichen Tag auch noch zurückkommen. Das ist schon ein ganz aufregendes Erlebnis, denn unter der Kabine geht es Hunderte von Metern nach unten. Von der Allmenalp geht’s weiter, Höhenmeter um Höhenmeter. So mancher lernt da seine Grenzen kennen, aber auch über sie hinauszugehen. Endlich kommen wir total k.o. am Gipfel bei 2548 m an! Geschafft!
Was gibt’s hier sonst noch? Jede Menge Angebote vom Zeltplatz. Man kann mit etwa 150 anderen Leuten am Rennen um die Welt teilnehmen. Man kann die Natur erkunden. Auf Edelweiß und Enzian sind wir dabei leider nicht gestoßen Oder Sarah? Die gab’s nur im Blumenladen… Das internationale Lagerfeuer sollte natürlich nicht vergessen werden. Spiel und Spaß kommen also auch nicht zu kurz.
Der Höhepunkt des ganzen Sommerlagers ist aber auf jeden Fall die Übernachtung in der Ueschinenhütte. Die Höhenmeter, die wir dafür überwinden müssen, nehmen sich gegen den Gewaltmarsch zum First fast wie ein Kinderspiel aus. Wir müssen aber trotzdem früh aufstehen, denn es sind dafür umso mehr Kilometer, die wir laufen müssen. Und wir müssen noch das ganze Essen mitschleppen. Das erste Stück ist kurz und hart, dann geht es relativ gemütlich weiter. Kurz nach Mittag sind wir nach diversen Zusammentreffen mit der Pflanzen- und Tierwelt dann auch an der Hütte. Es gibt einen Schlafraum für alle (juhu!) und ein Plumpsklo (naja!). Der Nachmittag vergeht mit Massagen, Kissenschlachten, Tanzen und Spielen, und der nächste Morgen kommt viel zu schnell. „Können wir nicht noch bleiben?“ Leider nicht, und es geht bergab zurück zum Zeltplatz.

Dort kündigt sich auch schon der Nationalfeiertag der Schweiz an. Er beginnt mit dem speziellen Weckservice der ‚Pinkies’. Mit Topfdeckeln, Tröten, Hupen laufen sie morgens um 7 Uhr hin und her. An diesem Tag ist der ganze Zeltplatz unterwegs, entweder zum Frühstück im Regen mit Aerobic oder zu diversen Angeboten. Man kann klettern, sich abseilen, Fußball spielen, Lagerbauten machen, etwas basteln und, und, und. Am Nachmittag gibt’s ein Kostümfest mit Kühen in diversen Ausführungen, Alm-Öhis und Toblerone-Schokoloden. Einige von uns lassen sich irgendwelche Wunden schminken, andere einen Eimer Wasser auf den Kopf schütten. Man kann italienisches Essen und englischen Tee probieren, mit Pfadfindern aus Hongkong Aufnäher tauschen usw. Am Abend ziehen rund 1.000 Menschen in einem Fackelzug zu einer Kundgebung ins Dorf. Hier kann man schweizerische Volksmusik und Tänze, ein riesiges (mehr Power!-)Feuer und ein Feuerwerk bestaunen. Der vorletzte Tag unseres Aufenthaltes geht leider auch zu Ende.

Der letzte Tag bedeutet Arbeit, Arbeit, Arbeit. Die Zelte müssen wieder abgebaut werden, das restliche Material auch.
Die letzte Nacht verbringen wir in der Grillhütte am Platz. Doch vorher gibt es noch eine kleine Nachtwanderung zur Schlucht, wo der Fluss mit viel Getöse herunterstürzt. Tja, das war das Sommerlager in Kandersteg! Alle sind ein wenig traurig, dass es zu Ende ist, und auch der Himmel weint, als wir uns auf den Weg zum Bahnhof machen.

Das ist aber noch nicht das Ende des gesamten Sommerlagers. Es geht weiter zum Bundeslager „Passwort blau“ der Juffi-Stufe in Westernohe. Die Fahrt dahin beschert uns am Fernbahnhof Frankfurt Flughafen Bombenalarm, weil jemand seinen Koffer am Bahnsteig vergessen hatte. Irgendwann sind wir dann endlich beim Koboldabenteuer angekommen. Mehr als 2.000 Juffis aus ganz Deutschland treffen sich vom 3.-8. August im Bundeszentrum der DPSG in Westernohe. In der Blauen Nacht, aber auch tagsüber kann man in den verschiedenen Diözesandörfern neue Spiele kennenlernen, basteln oder Heuschrecken essen. Beim Geländespiel trifft man auf kichernde Klaubauter, wispernde Waldfeen, zeternde Zwerge und was die Phantasie sonst noch so hergibt. Aber auch dieses Lager geht schnell zu Ende, und nach der Abschlussparty gibt’s nicht mehr viel zu sagen. Wieder ist abbauen, einpacken, aufräumen angesagt. Das Sommerlager ist endgültig vorbei, die Schule fängt schon wieder an.