Ruhrjamb 2006

Bericht der WAZ vom 17.09.2006

Vor dem Essen: Drachen besiegen

Das größte Pfadfindertreffen Deutschlands schlug am Wochenende in Gladbeck die Zelte auf.Über 3000 Teilnehmer beim Ruhrjamb des Bistums Essen

Gladbeck. Ein Pfadfinderlager in XXL-Größe schlugen über 3000 St.- Georgs-Pfadfinder am Samstag im Wittringer Wald auf. Sandfarbene Kluften, grüne Halstücher und auf dem Hemd die Georgslilie waren das einheitliche Erkennungszeichen. Von 110 Gruppen, die es im Bistum gibt, waren 100 in Gladbeck dabei. Sie feierten dort den 5. Ruhrjamb, das größte Pfadfindertreffen in Deutschland, mit einem Riesen-Happening.

Den kirchlichen Segen dafür gab´s von Bischof Felix Genn in einem Gottesdienst, danach erlebten die Wölflinge, Pfadis, Juffis und Rover aus dem ganzen Essener Bistum, dass über Werte nicht nur geredet, sondern auch danach gehandelt wird. „Prädikat besonders wertvoll“ lautete das Motto der Veranstaltung. Während die jüngsten, die Wölflinge, sich dem Thema spielerisch näherten, wurden die 10-13-Jährigen mit recht harten Realitäten konfrontiert. Zum Beispiel in „Diktatoria“, wo ihnen der Weg in die Freiheit mit Netzen und von mit Wasserpistolen ausgerüsteten Spielleitern versperrt wurde. „Wir wollen den Kindern zeigen, wie gut sie es in der Freiheit haben“, erklärt einer der Spielleiter. „Und dass es auch Orte auf der Welt gibt, wo Freiheit ein Fremdwort ist.“

Immer neue Herausforderungen mussten die Jungen und Mädchen meistern. In einer regelrechten „Völkerwanderung“ zogen die einzelnen Reisegruppen kreuz und quer über die Wiese. „Die Teilnehmer konnten an diesem Tag spüren, dass sie nicht allein unterwegs, sondern ein Teil der weltweiten Pfadfinderbewegung sind“, so die Diözesanvorsitzende Martina Rütte.

Gemeinsam kämpften daher die Wölflinge gegen den Drachen, so wie es einst der Heilige Georg getan haben soll, der Schutzpatron der Pfadfinder. Fangspiele, Variationen von der „Reise nach Jerusalem“: die Jüngsten sind immer in Bewegung. Am Ende war der Drache besiegt, die Wölflinge haben sich ihr Mittagessen verdient.

Im nahe gelegenen Freibad wartete auf die Pfadis, 13- bis 16-Jährige, bei der Beachparty eine Aufgabe der etwas anderen Art: Sie vertauschten sandfarbene Kluft mit Hawaiihemd, trugen statt Halstuch bunte Blumenketten und mussten „mindestens zehn neue Kontakte knüpfen“.

Dass das größte deutsche Pfadfindertreffen reibungslos verlief, lag auch an den 50 ehrenamtlichen Helfern. Ihre „gute Tat“ leisteten sie bereits ab Mittwoch mit dem Aufbau, leiteten Besucherströme, schleppten 5000 Liter Wasser und Apfelschorle in den Wittringer Wald und verteilten 3500 Essensportionen an die hungrigen Teilnehmer.

Nicht zuletzt ihnen dürfte es daher zu verdanken sein, dass sich der Diözesanvorsitzende Manuel Rottmann über „strahlende Gesichter an einem sonnigen Tag“ freuen konnte, der mit einem Feuerwerk und „Gänsehautstimmung“ beendet wurde.


Bericht der WAZ II vom 17.09.2006

Juffis“ reisten durch die Wertewelt

Beim 5. Ruhrjamb bevölkerten mehr als 3 000 Pfadfinder die Wiesen im Wittringer Wald. Einen ganzen Tag lang lebten und erlebten sie das Pfadfindersein auf unterschiedlichste Art und Weise. Abschied nehmen fiel schwer.

Das Geräusch tritt ganz plötzlich und unerwartet auf, zerschneidet die gewohne Ruhe am Schloss Wittringen: Es hört sich an, als lande hier gerade ein Düsenjet. Düsenjets in Wittringen? Wie ist das möglich? Ein Blick auf die Wiese nahe des Schlosses verrät: Die Pfadfinder sind gelandet. Der 5. Ruhrjamb ist im vollen Gange. Nach dem Wortgottesdienst mit Bischof Felix Genn wartet nun das Programm in den einzelnen Altersstufen auf die 3 200 Teilnehmer. Und wer reist da gerade mit dem Flugzeug an? Die Jungpfadfinder – „Juffis“ genannt. „Liebe Juffis! Herzlich willkommen bei Werte Reisen!“, dröhnt es aus den Boxen. Der „letzte Aufruf“ kündigt an, was folgt: In den kommenden zwei Stunden werden die 10 – 13-Jährigen in Gruppen von Werteland zu Werteland reisen. Vertrauen, Mut, Kreativität lernen sie auf spielerische Weise neu kennen. Und Freiheit.

„Los! Hinsetzen! Und nehmt die Tücher ab – ich will keine Tücher sehen!“ Ein rauer Ton herrscht in „Diktatoria.“ Mit großen Wasserpistolen ausgerüstet, halten die Spielleiter die Kinder in Schach. Die müssen aus einer Art Gefängnis ausbrechen. Einziger Ausweg sind grobmaschige Netze, durch die die „Gefangenen“ gerade so hindurchpassen. Wer es geschafft hat, bekommt in „Libertanien“ seinen Aufkleber für die Spielkarte – Aufgabe gelöst. „Wir wollen den Kindern zeigen, wie gut sie es in der Freiheit haben“, erklärt einer der Spielleiter. „Und dass es auch Orte auf der Welt gibt, wo Freiheit ein Fremdwort ist.“

In die Erklärung hinein ertönt erneut der Düsenjet – das Zeichen für alle Gruppen, zur nächsten Station zu wechseln. Es folgt eine regelrechte Völkerwanderung. Die „Reisegruppen“, angeführt mit Regenschirm oder Staubwedel ziehen kreuz und quer über die Wiese. Ein geordnetes Durcheinander in blau – die Farbe der Juffi-Halstücher.

Etwas tiefer im Wald kämpfen derweil die Wölflinge gegen den Drachen, so wie es einst der heilige Georg getan hat, der Schutzpatron der Pfadfinder. Fangspiele, Variationen von der „Reise nach Jerusalem“, die jüngsten sind immer in Bewegung. Am Ende des Stufenprogramms ist der Drache besiegt, die Wölflinge haben ihr Mittagessen verdient. Das allerdings verzögert sich leicht. Die meisten nutzen die unerwartete Pause, um sich im Schatten auszuruhen.

Die Sonne meinte es wirklich gut mit Wölflingen und Juffis. Und natürlich mit den Pfadis. Die konnten die Sonne für ihre Beachparty im Freibad sehr gut gebrauchen. Statt der sandfarbenen Kluft trugen sie Hawaii-Hemden. Statt ihres grünen Halstuchs bunte Blumenketten. „Mindestens zehn neue Kontakte“ sollten sie auf der Party knüpfen, lautet die Forderung im Programmheft.

Bei den Rovern ging es ernster zur Sache. Hier wurde neben Tipps zur Leitung einer Gruppe auch über die eigene Zukunft gesprochen, und welchen Platz das Pfadfinder-sein darin einnimt.

Bunt durcheinander ging es dann noch einmal amNachmittag. Quer durch alle Altersstufen wurden auf der Bezirkswiese Aufgaben gelöst. Beim Zelte aufbauen um die Wette oder bei Geschicklichkeitsspielen war Teamwork gefragt. Zuletzt noch ein Highlight: die Abschlussveranstaltung mit Feuerwerk. Da dürfte das Abschiednehmen noch einmal doppelt schwer gefallen sein.


Bericht der NRZ vom 17.09.2006

Prädikat: Besonders wertvoll

3200 Kinder und Jugendliche versammelten sich in Gladbeck zum bundesweit größten Pfadfindertreffen, dem Ruhrjamb.

GLADBECK. Feurig zu ging es beim fünften Ruhrjamb (von engl. Jamboree: großes Pfadfindertreffen) der Georgspfadfinder im Diösesanverband Essen. Denn zumindest die jüngsten von ihnen, die Wöflinge, mussten bei dem größten Pfadfindertreffen Deutschlands am Wochenende in Gladbeck auf spielerische Art gegen einen feuerspeienden Drachen kämpfen – ganz wie ihr Schutzpatron, der heilige Georg.

Über 3200 Kinder und Jugendliche von 100 Pfadfindergruppe aus dem Ruhrgebiet und dem märkischen Sauerland und 1000 Gäste kamen im Schlosspark Wittrigen zusammen. Alle vier bis fünf Jahre treffen sich die Pfadfinder in dieser Größenordnung, um zu zeigen, dass sie mehr können, als jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen. „Die Jugendlichen sollen zeigen, dass sie eine Stimme haben und dass es Werte im Leben gibt, für die es sich einzustehen lohnt“, erklärt Diözesanvorsitzender Manuel Rottmann. Mit der Jahresaktion 2006 setzen sie sich beispielsweise für Friedensprojekte ein und unterstützen über die Landesgrenzen hinaus Aktionen in Israel, Bolivien und Ostafrika.

Das Programm stand deswegen unter dem Motto „Pfadfinder – Prädikat besonders wertvoll“. Was die jungen Teilnehmer u.a. in Arbeitsgruppen vertiefen konnten: So lernten die Wölflinge, dass es Tapferkeit erfordert, gegen einen Drachen zu kämpfen. Die ältesten unter ihnen, die Rover, sprachen darüber, wie sie Werte in den Gruppenstunden weitergeben können. Schließlich verstehen sich Pfadfinder, von denen es weltweit 28 Millionen gibt, als Erziehungsverband, der nicht im Erreichten stecken bleiben will. Ein Einsatz, den auch Ruhrbischof Felix Genn zu schätzen weiß. „Die Gemeinden bauen auf euch“, sagte er beim gemeinsamen Gottesdienstes im Wittringer Stadion.

Genau so feurig, wie das Treffen begann, endete es: Nach Auftritten von Gauklern und Musikern verabschiedete ein kleines Feuerwerk die Pfadfinder aus dem Schlosspark, die sich voraussichtlich 2010 zum nächsten Ruhrjamb versammeln werden.