England 2007
Vielleicht haben ihn ja einige von Ihnen gesehen, den großen Reisebus, der vor der Kirche parkte, um 54 Pfadfinder inklusive Leiter und Kaplan einzuladen und aus Heisingen rauszuschaffen.
Nach Polizeikontrolle und einem Reisesegen löste sich der Bus aus einer Menge winkender Eltern und machte sich mit der wertvollen Fracht sicher nach England auf.
Es ging über die Niederlande und Belgien nach Frankreich, wo wir uns durch den engen unterirdischen Schacht in einer ratternden Bahn auf die Insel aufmachen. Wir mussten im Reisebus sitzenbleiben und freuten und nach einer etwas eintönigen dreiviertel Stunde, in England wieder das Tageslicht erblicken zu können. Es ging noch ca. 1 Stunde durch schöne englische Landschaften bis wir an unserem Campingplatz ankamen.
Dort mussten natürlich erstmal die notwendigen Arbeiten wie Zelte aufbauen getätigt werden, die auch alle mehr oder weniger schnell hinbekamen. Dann ging es nach einem leckeren Abendessen auch schon bald ins Bett, weil alle von der Fahrt noch etwas geschafft waren.
Am nächsten Tag wurden erstmal der Platz und die Umgebung erkundet und es ging ans Meer, wo es zwar eine Strandpromenade gab, aber nur Steinstrand. Da so was aber echte Pfadfinder nicht abhält, gingen viele auch ohne 30 Grad und Sandstrand ins erfrischende Meerwasser.
Beim Überqueren der Straßen musste allerdings immer regelmäßig einer daran erinnern, dass man rechts – links – rechts zu gucken hatte und nicht wie gewohnt links – rechts – links. Da jeder auf jeden gut aufgepasst hatte, konnten am nächsten Tag, zu den vorbereiteten Workshops, auch alle vollzählig antreten. Es gab viel wichtiges Pfadfinderwissen zu erlernen: wie man Knoten macht, sich mit Kompass und Karte orientiert, Erste Hilfe, Feuer machen schwer gemacht, Pflanzenkunde etc.
Als ob das Wetter uns nach dieser Lerneinheit testen wollte, fing es langsam aber sicher an immer mehr zu regnen. Zuerst machte es nur den Besuch der Stadt Herne Bay etwas ungemütlicher, doch dann steigerte es sich immer mehr zu einem Regen, der drohte unseren Zeltplatz zu fluten und die Zelte unter Wasser zu setzen. Das Ganze wurde durch die einbrechende Dunkelheit nicht vereinfacht, aber mit vereinten Kräften und einem höchst komplizierten Grabensystem schafften wir es alle Zelte abzusichern bzw. bedrohte Bewohner sicher vorläufig umzuquartieren. Diese Nacht war für alle nicht die schönste, aber besonders die Leiter freuten sich, den Wachdienst übernehmen zu müssen.
Glücklicherweise passierte in der Nacht nicht mehr so viel Schlimmes, aber den für die nächsten Tage geplanten Hike konnten wir wegen der teilweise nass gewordenen Sachen leider nicht mehr durchführen. Stattdessen gingen wir ins Schwimmbad nach Canterbury, wo so ziemlich alles was Spaß macht (tauchen, döppen etc.) verboten war.
Wir hatten trotzdem unseren Spaß, was aber auch zu einigen Anpfiffen vom Beckenrand führte. Am nächsten Tag wurde sich ausgeruht, gespielt, gelesen, Gitarre gespielt, gesungen und später innerhalb der Stufen Programm gemacht. Der Abend wurde wie oft mit einer gemütlichen Lagerfeuerrunde und Musik, Süßigkeiten aus dem süßen Shop der Pfadis begangen. Nach dem Aufwachen beschäftigten sich alle in ihren Gruppen. Es wurde gebastelt, gekocht, gespielt, geplant und vieles mehr.
Auch den darauf folgenden Tag verbrachte man mit seiner Gruppe entweder an einem wunderschönen Sandstrand oder in der Metropole London. Dieser Tag war für die Rover etwas sehr lang, da wir erst mitten in der Nacht auf den Platz zurückkamen, weil uns die öffentlichen Verkehrsmittel eine Strich durch die Rechnung gemacht hatten. Trotzdem glaube ich sagen zu können, dass allen dieser Tag sehr gut gefallen hat.
Einem Highlight folgte das nächste: Es stand die Lagerhochzeit an. Dazu musste sich jeder der hochnotpeinlichen Befragung durch die Queen und Lord Baden Powell unterziehen, um seinen Vorschlag für das Hochzeitspaar abzugeben. Das „glückliche” Brautpaar wurden in einer ergreifenden Messe getraut, danach über den ganzen Platz gezogen und dann zum mühevoll dekorierten Speisesaal gebracht.
Dort gab es nach einigen Reden ein dreigängiges Hochzeitsmenü. Anschließend ging es für das frisch getraute Paar in das extra für sie aufgebaute und dekorierte Hochzeitszelt.
Die Nacht war kurz, weil wir am nächsten Morgen um 5.30 Uhr aufstehen mussten, um uns zum World Jamboree, dem weltweiten Pfadfindertreffen, aufzumachen. Dieses Jahr war es auch noch größer als sonst, da es 100 Jahre Pfadfindern zu feiern gab. Jedes Land hatte einen Pavillon vorbereitet, in dem es entweder viel zu sehen oder etwas zum mitmachen gab. Man traf Menschen aus aller Herren Länder, mit denen dann gerne Halstücher oder Aufnäher getauscht wurden. Leider war ein Tag viel zu kurz, um das riesige Gelände zu erkunden. aber wenigstens einen beeindruckenden Einblick durften wir bekommen. Nach so einem ereignisreichen Tag war es gut, dass der nächste ein ruhiger war, an dam man ausschlafen konnte. Später bestand die Möglichkeit zum Strand zu gehen oder einfach in der Sonne zu liegen, zu lesen, endlich mal seine Wäsche erledigen… Abends wurde es dann allerdings noch mal sportlich, da wir auf einer mondbeschienenen Wiese das Mondmannspiel machten.
Canterbury war unser Ziel des nächsten Tages. Wir wanderten dort hin und lernten durch eine Stadtrally so einige interessante Fakten über diese schöne Stadt kennen.
Der nächste Morgen bot etwas ganz Einmaliges, wofür wir uns auch alle rechzeitig aus den Schlafsäcken schälten: den Scouting Sunrise. Um genau 8 Uhr Ortszeit erneuerten alle Pfadfinder ihr Versprechen anlässlich der Gründung der Pfadfinderschaft vor exakt 100 Jahren. Es folgten ein typisch englisches Frühstück und ein ruhiger Tag, an dem einige nochmals zum Strand gingen.
Der nächste Tag war dafür wieder umso voller: Es ging nach Dover Castle. Dort konnte man sich von Steve, unserem Burgenexperten, die Burg sehr interessant erklären lassen. Dann folgte auch schon der letzte Tag, an dem aufgeräumt, geputzt usw. werden musste. Wir konnten in einem festen Haus übernachten, das unsere Gruppengröße gerade noch fasste. Es gab noch eine Reflektion und man ließ das Lager am Feuer stilecht ausklingen.
Ich glaube zwar, dass alle noch länger hätten bleiben können, aber leider rief die Schule…
Ein Highlight gab es aber noch: Wir fuhren mit der Fähre zurück und konnten so die Kreidefelsen von Dover sehen und uns die frische Meeresluft um die Nase wehen lassen, was wesentlich reizvoller ist als in einem unterirdischen Tunnel im Bus eingepfercht zu sitzen. Kurz darauf kamen wir auch schon wieder nach Heisingen, wo wir schon von vielen Eltern sehnsüchtig erwartet wurden.
Lagertagebuch unter http://england2007.dpsg-heisingen.de