Frankreich 2008

Nach einer mehr oder minder chaotischen Planung fing das Roversommerlager mit einem gemeinsamen Abend im TZ in Heisingen am Freitag den 18.07.2008 an.
Am nächsten morgen war dann viel zu früh das Aufstehen angesagt, da noch bis nach Brüssel mit PKW gefahren werden musste.

Vom Flughafen Charleroi, Brüssel (Belgien), ging es es mit einem um ca 1 ½ Stunden verspäteten Flieger von Germanwings Richtung Pau (Frankreich).
Dort angekommen schlug den 12 Rovern eine Hitzewand entgegen, mit der sie, angereist aus dem kalten Deutschland, nicht gerechnet haben.

Doch nicht nur die Hitze bereitete die ersten Probleme, sondern eher die Tatsache, dass vom Flughafen aus kein öffentliches Verkehrsmittel zum Zeltplatz vorhanden war. So musste die Reisekasse direkt am ersten Tag mit einer Doppelfuhre mit dem Großraumtaxi belastet werden.
Am Zeltplatz angekommen ging die Überlegung los, was am nächsten Tag zu machen sei. Es wurde beschlossen, in den nahegelegenen berühmten Wallfahrtsort Lourdes zu fahren um dort zumindestens für eine Nacht den Zeltplatz zu belagern. Also sattelten die zwölf am Sonntag am späten Morgen die Rucksäcke, um ein paar Kilometer zum nächsten Bahnhof zu laufen. Der Bahnhof war, zum Glück der abgehetzen Reisegruppe, gut klimatisiert. Also war das Warten auf den Zug nach Lourdes nicht allzu schlimm.
Als die Rover dann endlich in den Zug einstiegen, wussten sie noch nicht, was sie erwarten würde. Nämlich, dass sie in die falsche Richtung fahren. Als sie das erkannten, war es schon zu spät, um nochmal in die andere Richtung in den Wallfahrtort zu fahren. Also kam die Aufgabe, einen Zeltplatz in Oloron zu finden. Diese Aufgabe gestaltete sich schwerer, als erwartet, denn scheinbar wissen die Bewohner der Dörfer im französischen Teil der Pyrenäen nicht über ihr eigenes Dörfchen bescheid. Nach langer und ermüdender Suche nahmen die Rover wieder den Zug, um zwei Dörfer zurück zu fahren und dort ihr Lager für die Nacht aufzuschlagen.

Die allgemeine Meinung war dann auch, dass Lourdes nun doch nicht mehr so interessant sei, weil jeder scharf auf das Wandern war, für das man ja eigentlich den langen Weg auf sich genommen hatte. Also ging es Montag morgens dann mit einem kleinen Bus in das Bergdörfchen Gabas, wo ein letztes Mal eingekauft wurde und dann weiter mit einem andern Kleinbus weiter in die Berge, um dort die Wanderung, den sogenannten Hike, zu beginnen.

Die erste Etappe dauerte etwa zwei Stunden und verlangte der jungen Reisetruppe schon eine Menge ab. Als sie allerdings am Stausee, ihrem ersten Zeltplatz, ankamen, waren die Qualen vergessen. Der Zeltplatz war ein Biwakplatz, das heißt, dass man zwar Zelten darf, allerdings das Zelt nur zwischen 19Uhr und 9Uhr aufgebaut haben darf und auch nur einen Tag bleiben darf. Dafür allerdings gratis.
Die Nacht auf diesem Platz allerdings wurde mit Temperaturen um die 0° widererwartend kalt. Aufgrund der Kälte verzögerte sich der Aufbruch am nächsten Tag auch bis zum kompletten Sonnenaufgang, da die Glieder nicht so recht in Bewegung kommen wollten.
Der circa sechs Kilometer lange Wanderpfad führe vorbei an einem malerischen Bergsee und Wasserfall und führte zu einer bewirteten Schutzhütte, in der die Rover allerdings keine Zuflucht suchten, sondern lieber wieder einen Biwakplatz in Anspruch nahmen, der an die Hütte angrenzte und direkt an einem weiteren glasklaren (und eiskalten) Bergsee lag. Abends wurde die Schutzhütte für einen wärmenden Kakao dann doch in Anspruch genommen, allerdings nur für kurze Zeit.

Das Frühstück des nächsten Tages wurde auch auf der Hütte eingenommen, da der Gruppe die Baguettes ausgegangen waren und eine Stärkung (wenn auch eine sehr dürftige) nicht fehlen durfte.
Dann begann der Aufstieg zum Gipfel des nächsten Berges, den einige der Gruppe am Tag zuvor schon getätigt haben. Allerdings gestaltete sich der Aufstieg mit Kochern, Zelten und sonstigem Gepäck auf dem Rücken als weitaus anstrengender als am Tag zuvor.
Auf zweitausendzweihundert Metern wurde die Aussicht über die Pyrenäen und den zurückgelegten Weg erst einmal bestaunt. Aber nicht lange, denn dann kam der weitaus schwierigere Teil, der Abstieg.
Der erste Teil des Abstiegs war anfangs noch relativ leicht. Nach einigen Stunden war die Landschaft aber nun auch nicht mehr so sehenswert und die Hitze setze der Gruppe immer weiter zu.
Nachdem die Gruppe in zwei Teams eingeteilt wurde (die schnelleren Leute sollten vorgehen und zurück kommen, um den langsameren Gepäck abzunehmen) war das Ende des Weges allerdings noch lange nicht erreicht. Erst noch ging er an einer bekannten Kalksteinwand vorbei, der „chemin de la mature“. Diese war durchaus imposant und beeindruckend, da die Gruppe sie aber mit praller Sonne und schwerem Tritt verband, verlor sie eine Menge ihres Reizes und schwang sich zum meist verfluchten Wegstück des Tages auf. Als das Ende der Kalksteinwand endlich erreicht war, war jeder der Gruppe vollkommen entkräftet und sie gingen mit der Gewissheit, noch den Zeltplatz suchen zu müssen das letzte Stück an der Straße entlang. Beim Nachfragen bei einem der scheinbar Einheimischen, ergab sich das große Glück, an einen äußerst freundlichen Herrn zu geraten, der kurzerhand seine Frau aus dem Auto warf, um in zwei Fuhren die Leute des ersten Teams (acht an der Zahl) in den Ort zu fahren.

Der Ort, Borce, hatte nur ein Gîte d’Etappe, also eine Jugendherberge. Die war aber schon belegt und so bekamen die Rover eine Wiese am Ende des Dorfes zur Verfügung gestellt, auf der sie gratis übernachten konnten. Das zweite Team kam, erstaunlicherweise, nicht lange nach dem ersten Team an, so dass sie nicht abgeholt werden mussten.
Nach dem Tag mit den meisten bewältigten Höhenmetern, fünfhundert hoch, auf zweitausendzweihundert und eintausendfünfhundert runter auf siebenhundert, in acht Stunden, war diese Etappe die bei weitem anstrengendste.
Der nächste Tag wurde mit dem Lecken der allgemein aufgekommenen Wunden, sowie mit dem Einkaufen, in dem schon vom Sonntag bekannten Oloron verbracht. Allerdings bewältigte der Bus auf direktem Weg die Strecke in ca 30min., für die die Gruppe 2 ½ Tage gebraucht hat.

Der Freitag stand dann wieder voll unter dem Motto des Wanderns. Allerdings mit zwei Personen weniger, die aus gesundheitlichen Gründen lieber den Bus nahmen.
Nach einem weiteren Wandertag wurde eine weitere Dorfwiese zum Übernachten aufgesucht, auf der sich die Gruppe den Luxus von frischer Milch und Käse von einem ortsansässigen Bauern gönnte.
Am Samstagmorgen ging dann die letzte Etappe los, die eher ein Spaziergang war, da sie nahezu keine Höhenunterschiede hatte. Die Entscheidung, dass dies die letzte Etappe sei, wurde allerdings erst Abends getroffen.
Am Sonntag wurden dann am späten Morgen die Rucksäcke gepackt und runter an die sechs Kilometer entfernte nächste große Straße gewandert, von wo aus ein Bus die Gruppe ins inzwischen noch vertrauter gewordene Oloron brachte. Dort nahmen die Jugendlichen den Zug nach Pau, wo ihre Reise ursprünglich begann. Von Pau aus brachte ein Zug sie an die spanische Grenze, nach Hendaye. Gegen 21Uhr fand die Gruppe dann einen freien Zeltplatz und ging nach den vielen strapaziösen Tagen auch sehr schnell schlafen.

Die folgenden Tage verbrachte die Gruppe meist am Strand, wo sie dann ihren Knien die redlich verdiente Erholung gönnten.
Allerdings verfielen sie nicht komplett in einen Tiefschlaf, sondern fuhren am folgenden Dienstag, den 30.Juli, in das spanische Städtchen San Sebastian. Dort tobten sie sich einen Tag aus und ließen sogar das Kulturprogramm nicht außen vor, sondern besichtigten den Dom.

In Hendaye selber wurde die französische Kultur gelebt und das Essen besonders groß zelebriert, natürlich nur soweit es die Lagerkasse zuließ. Tagsüber bot der Ort an der Atlantikküste viele Möglichkeiten. Neben dem Entspannen, am meist von Touristen überfüllten Strand, konnte man ein kleines Schloss, welches ein wenig außerhalb lag, besichtigen und einen weiteren kleinen Abstecher ins benachbarte Spanien machen, indem man sich für fünf Minuten auf eine kleine Fähre begab.
Auch die Strandwelt war beeindruckend, da sich bei Ebbe viele Meerestiere in den zurückgebliebenen Pfützen tummelten.
Am 5. August trat die Gruppe wieder die Fahrt nach Pau an, da am 7.August dort ihr Flieger nach gen Heimat wieder starten sollte.
Der Mittwoch, der 6.August, wurde dann auch noch zu einem Erlebnis, da festgellt wurde, dass die Tickets von Pau nach Lourdes noch immer gültig waren. Also wurde die Gelegenheit beim Schopf gefasst und der Zug Richtung Lourdes bestiegen. Dort angekommen wurde man von Andenkenläden nur so „überrollt“. Die Schlange zur Grotte selber war den Rovern zu lang, also schauten sie sich das Schauspiel auf dem Platz an, was allein schon aufgrund der Multikultur äußerst spannend war.

Das Fazit des Abends war, dass die ganze Reise, bis auf einige wenige Pannen, sehr gut verlaufen war und jeder auf seine Kosten kam.
Der Rückflug wurde zwar ein wenig wehmütig, aber dennoch mit freudiger Erwartung auf das eigene Bett angetreten.
Nachdem der Flug wieder ca. 1 ½ Stunden zu spät kam, konnte die inzwischen durchaus gezeichnete Gruppe den Zug in Brüssel besteigen und nach einer weiteren Irrfahrt durch Belgien, Holland und vielen Umwegen innerhalb Deutschlands, gegen 23 Uhr am Essener Hauptbahnhof heimischen Boden betreten.